Das Hochwasser des Jahres 2002 war eine der größten Naturkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte in Österreich. Das Ausmaß der Überschwemmungen hat damals wahrhaft historische Dimensionen erreicht - denn nur alle 1.000 Jahre ist, Statistiken zufolge, mit einem derartigen Ereignis zu rechnen. Aber schon 2006 mussten die Menschen entlang der March im Nordosten Niederösterreichs wiederum erkennen, wie gefährlich ein Fluss werden kann, wenn ihn Niederschläge in eine rasende Masse aus Schlamm und Wasser verwandeln.
Ein "Österreich-Bild am Sonntag" aus dem ORF Landesstudio Niederösterreich (Gestaltung: Andi Leitner und Christian Puluj) zieht am Sonntag, 18. Mai um 18.30 Uhr in ORF 2 eine filmische Bilanz: Was wurde seit 2002 in Niederösterreich unternommen, um die Bevölkerung vor kommenden Naturkatastrophen, die nicht auszuschließen sind, zu schützen? Wie rüsten sich die Menschen entlang der Flüsse für künftige Gefahren? Welche Wege weisen Strategien in die Zukunft? Vor allem aber: Welche Konsequenzen haben politisch Verantwortliche und Bevölkerung aus diesen Ereignissen gezogen, welche Irrtümer beispielsweise auch in der Bebauung von Flussufern erkannt?
Der TV-Film geht diesen Fragen u.a. am Beispiel von Au nach, einem Ortsteil der Gemeinde Strengberg an der Donau. Nach der Regulierung des Stromes vor rund 200 Jahren wurde hier eine Parzellierung und Besiedelung möglich. Immer wieder aber hatten die Einwohner mit schweren Überflutungen zu kämpfen - und in den letzten Jahren haben fast alle Familien ein Aussiedelungsangebot von Bund und Land angenommen.
Das Schicksal von Strengberg-Au dokumentiert einen Paradigmenwechsel in der Auseinandersetzung zwischen Mensch und Natur. Erstmals gab der Mensch freiwillig wieder etwas her, das er dem Strom schon entrissen zu haben glaubte. Er übt, notgedrungen, "Verzicht".
Auch die Wachau - von Spitz über Weissenkirchen bis Krems - wird regelmäßig von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Hier sollen nun zwei Ziele gleichermaßen erreicht werden: Der weiterhin ungehinderte Zugang zum Wasser, um den "Lebensspender Tourismus" nicht zu gefährden... und ein wirkungsvoller Hochwasserschutz, der sich funktionell und zugleich harmonisch in die Weltkulturerbe-Region einfügt.
In dieser Situation gewinnt die Koordination übergeordneter Strategien immer mehr an Bedeutung. So unterstützt und realisiert das Land Niederösterreich auf Basis umfassender Studien und Überschwemmungs-Szenarien eine Reihe von Maßnahmen zum Hochwasserschutz; bis 2016 sollen 250 Projekte fertig gestellt werden. 620 Millionen Euro werden dafür aufgewendet; dies entspricht einer Verdopplung des bisherigen Budgets in diesem Bereich.
Bereits realisierte Beispiele sind u.a. Hochwasserprognosesysteme für das Kamptal, für Donau und Traisen. Darüber hinaus wurden bereits mehr als 50 Messstellen installiert, die die Wasserstände und Durchflüsse an den wichtigsten niederösterreichischen Flüssen messen. Die Daten sind jederzeit im Internet abrufbar.
"Kampf der Flut" zeigt nicht zuletzt aber auch die Chancen für neue Entwicklungen, die sich aus den jüngsten Hochwasserkatastrophen ergeben haben. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Gewässerökologie: Während an anderen Flüssen in ganz Österreich mit hohem Aufwand Renaturierungsmaßnahmen realisiert wurden, hat sich der Kamp als Folge der Überschwemmungen in vielen Abschnitten einen neuen, naturnahen Verlauf geschaffen, der oft der ursprünglichen Fließstrecke entspricht. So sind Flächen entstanden, die wertvolle Lebensräume für Tiere, Pflanzen und die Freizeitgestaltung der Menschen darstellen und bei künftigen Hochwässern als natürliche Überschwemmungsgebiete zur Verfügung stehen werden.
Rückfragehinweis:
ORF Landesstudio Niederösterreich
Mag. Michael Koch
Telefon 02742 / 2210 - 23 754