Strom aus dem Strome

Seit jeher wurde die Kraft der Donau von den Menschen genutzt und ca. 80% der niederösterreichischen Stromproduktion stammt aus Flusskraftwerken. Hat sich die Wachau 1971 erfolgreich gegen eine Staustufe bei Rührsdorf gewehrt, so beschreitet sie jetzt neue Wege zur Energieproduktion.

„Seit 2006 befindet sich bei Kienstock eine Strom-Boje in der Donau, deren Rotor allein durch die Fließkraft angetrieben wird. Die so gewonnene Energie kann in das Netz eingespeist werden.“ informiert der Erfinder Fritz Mondl bei einem Besuch in Kienstock.
Seit Frühling 2011 wird eine optimierte Version – bereits mit 250cm-Rotor mit 75kW Engpassleistung und einem Jahresertrag von bis zu 250.000kWh gebaut, welche ab Herbst am Versuchsstandort eingehängt und getestet werden soll. Wenn alles klappt, wird 2012 eine erste Serie dieser Größe in der Wachau platziert. Weiters ist bereits geplant, auch außerhalb Österreichs Projekte zu entwickeln.“
„Im Vergleich zu anderen Arten der Stromproduktion ist diese Variante nicht nur eine besonders Landschaft und Natur schonende, sondern darüber hinaus eine äußerst effiziente!“ gratuliert Landtagspräsident Hans Penz dem Erfinder. „Deshalb hat das Land Niederösterreich bereits in der Entwicklungsphase für den ersten Prototyp 2006 € 100.00.- als finanzielle Unterstützung geleistet und für heuer weitere 200.000,- zugesagt.“ Aber auch die Via Donau, Vertreter der Schifffahrt und die Gemeinden der Wachau stehen dem Projekt Strom-Boje durchwegs positiv gegenüber und unterstützen es sehr.
In Österreich werden - anders als im Rest Europas – die Strom-Bojen noch nicht als Erzeuger Erneuerbarer Energie mit einem garantierten Einspeisetarif gesehen, sondern als klassische Kleinwasserkraft. Allerdings wurde vom Gesetzgeber ein Investitionszuschuss von 30% zugesagt, der vom Land Niederösterreich dann noch um 15% aufgebessert wird.
Die Finanzierung der ersten Serienanlage (5 Strom-Bojen) soll von einem öst. Energieunternehmen erfolgen. Weitere Projekte hier in der Wachau sollen dann von einer Wachauer Betreibergesellschaft betrieben werden, welche Strom-Bojen-Parks (250.000,- je Strom-Boje)  finanziert. „Das Interesse dazu ist sehr groß, viele private und institutionelle Investoren wollen sich beteiligen. Das Investment klingt interessant - die Amortisationszeit wird auf 10-12 Jahre geschätzt“ gibt Bürgermeister Erich Polz Auskunft.
Noch Zukunftsmusik, aber durchaus realisierbar wäre eine energieautarke Wachau. Zwischen Dürnstein und Melk wurden insgesamt 1.600 Standorte für große und kleine Strom-Bojen gefunden, wo Wassertiefe und Strömung passen und wo die Anlagen der Schifffahrt nicht im Weg sind. Daraus sollen die besten 500 ausgesucht werden, die Schritt für Schritt mit Gemeinden und Investoren realisiert werden könnten. Mit dieser Anzahl wäre die ganze Wachau und Krems mit 100 Mio kWh feinstem Ökostrom im Jahr energieautark versorgt.
Dieses Ziel wird in den kommenden Jahren verfolgt.